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Die Mordsuppe

  Fata Lusatica, Budissin 1725. cap. 18. S. 125.

Im Anfange des 17. Jahrhunderts hat sich um Marklissa herum eine räuberische Rotte aufgehalten, vornehm und gering beraubet, den adligen Hof in Gerlachsheim verwüstet, Greiffenberg (1603) eingeäschert, Marklissa, Zittau (1608), Friedland und viele andere Ortschaften angezündet.

Ihr Anführer war George Beer von Beerberg. Der hat die ganze Bande zusammengelesen und eine große Zusammenkunft gehalten, wo ein jeder von einer Mordsuppe essen mußte, so Beer aus dem Herzgeblüt ungeborener Kinder gebrauet hatte, wie er denn selbst bekennet, daß er sein Eheweib getödtet, um des Blutes seines eigenen Kindleins habhaft zu werden. Nach genossener Mahlzeit haben sie vermeinet hieb- und stichfest zu sein, auch die Tortur und Marter, so sie gefangen würden, leichtiglich ertragen zu können.

Hat ihnen aber zuletzt Alles nichts genützt. Sind eingefangen, zusammengekoppelt und allesammt in ein großes Feuer geworfen worden.

Anmerkungen: Die gebirgige Gegend von Marklissa bis Meffersdorf hat überhaupt in unsern Sagen fast nur Schauderhaftes und grausam Blutiges aufzuweisen.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862