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Hieb- und Stichfest

  Frenzel, hist. nat. III. 147. msc. Magnus S. 200.

Es ist von vielen, auch berühmten Personen bekannt, daß sie hieb- und stichfest waren, und leidet keinen Zweifel, daß man eine zauberische Kunst hat, durch welche man es so weit bringen kann, daß einem kein Hieb oder Stich Etwas schadet. Aber bisweilen werden doch die Leute damit betrogen und es ergeht ihnen wie jenem schwedischen Soldaten von dem Wankeschen Regimente zu Görlitz Anno 1640. Der berühmte sich auch gegen seine Kameraden in der Schänkstube, daß er ganz stahlfest wäre und wollte solches mit einer verwegenen That beweisen, steckte daher einen Degen in die Wand und lief mit aller Gewalt auf denselben zu. Es hat ihm aber der Teufel den Pakt nicht gehalten: denn der Degen ist ihm durch den Leib gegangen und hat ihn dermaßen aufgespießt, daß er in seinen Sünden bald gestorben ist. Das Aas haben sie dann auf der Viehweide begraben.

Anno 1640, den 29. Mai, nach einem Schwedenscharmützel zu Sorau, sahen die Bürger dieser Stadt mit schrecklicher Verwunderung, wie etliche Schweden sich erbärmlich quälen mußten und nicht eher, als bis die Sonne untergegangen war, sterben konnten, ob sie gleich tödtlich verwundet waren und man sie auch noch dazu mit Axten, Steinen und dergleichen jämmerlich schlug und zerschmiß. Und dieses kam daher, weil sie sich durch Hülfe des Teufels stahl- und eisenfest gemacht hatten.

Anmerkungen: Lausitzische Recepte zum Festmachen: Moos, welches auf der Hirnschaale eines Gehenkten oder Geräderten wächst, muß man sich in seine eigene Kopfhaut nähen. Man trägt eine Kugel bei sich, womit ein anderer Mensch erschossen ist. Runde Brodkügelchen heimlich unters Altartuch gelegt, sodaß drei Messen darüber gelesen worden. Wer eins verschluckt, ist auf einen Tag fest. Ein Mannsfeldscher Thaler von 1611 und 1613 mit dem Bilde des heiligen Jürgen, wie er den Lindwurm tödtet und den Umschriften: bei Gott zu Rath und That: auf der andern Seite: das Schifflein Christi in Meereswellen mit den Worten: in tempestate securitas, Schutz im Unglück. Ein sogenanntes Nothhemde. Das Garn dazu von einem Mädchen unter sieben Jahren gesponnen. Die Nähte mit Kreuzstichen. Darüber drei Messen gelesen. Probatum est. Vergl. Ruhlandt's Taschenbuch f. d. L. Il. S. 94.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862