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Die Hexenkur

  N. L. Mag. 1832 S. 88.

Einer Bäuerin wurden die Kühe im Stalle plötzlich behext, daß sie keine Milch gaben. Da ging sie zur weisen Frau und fragte sie, was wohl bei diesem Uebelstande zu thun sei. Die weise Frau sprach: Deine Kühe sind von einer Hexe bezaubert. Willst Du den Zauber bannen, so gehe um Mitternacht bei abnehmendem Monde auf einen Kreuzweg, nimm einen Sack mit und knüpfe darin drei Knoten, lege ihm auf den Kreuzweg und haue ihn mit Knütteln wacker durch, so lange Du kannst; alle Schläge, die Du thust, treffen die Hexe. Dann gehe schleunig zurück und sieh Dich nicht um.

Die Bäuerin befolgte den guten Rath, ging auf den Kreuzweg und fing an auf den Sack zu hauen. Da erschienen von allen Seiten Irrwische, Nachteulen, Salamander, Wehrwölfe und anderes greuliches Ungethüm. Aber die Bäuerin ließ sich nicht erschrecken, hieb wacker darauf los und ging endlich eilig zum Dorfe zurück, ohne sich umzusehen, obgleich es hinter ihr drein brauste, wie die Wellen eines Meeres und rasselte wie von tausend Wagenrädern. Des andern Morgens gab die Kuh die schönste Milch von der Welt, ihre Nachbarin aber, die böse Barbara, war plötzlich krank geworden und hatte den ganzen Körper voller Wunden und Beulen. Niemand wußte warum, wir aber wissens und auch die weise Frau und auch die Bäuerin.

Anmerkungen: In der schleswig-holsteinschen Sage wird eine unheilbringende Katze in den Sack gesteckt und tüchtig geschlagen. Hernach aber fällt ein todtes altes Weib heraus. (Müllenhof No. 313., vergl. Grimm, Mythol. S. 623.)

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862