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Die verbannten Bauernburschen bei Gölenau

  N. L. Magazin 1838 S. 133. Gräve S. 75.

Bei Gölenau in der Nähe von Kamenz ist ein Busch mit einem daran grenzenden kleinen Teiche. Die Stelle heißt das Gölenauer Weidig und es ist ein unheimlicher Ort. Dort hört man bei Nachtzeit ächzende, pfeifende, zischende, auch wehklagende Töne. Dort sieht man in der Luft gespenstige Gestalten. Manchem Wanderer haben sie schon aufgehockt, daß er todmüde und schweißtriefend im Dorfe ankam. Andere brachten Beulen und Striemen mit nach Hause, die ihnen anflogen wie Pfeile. Und wer thut das Alles? Es sind die verbannten Bauernburschen aus dem Teiche. Gottlose Gesellen waren es bei Lebzeiten, Säufer, Flucher und Sabbathschänder.

Eigentlich waren sie aus dem Dorfe Neukirch und waren einmal (am Tage vor Weihnachten 1537) nach Pulsnitz zu Weine gegangen. Auf dem Rückwege konnten sie vor Trunkenheit den Weg nicht finden, verirrten sich und fluchten greulich über die finstere Nacht. Da kam des Wegs ein heiliger Priester mit seinem Sakristan, der verwies den Burschen mit sanfter Rede ihre gotteslästerlichen Flüche. Sie aber verhöhnten ihn, lästerten sein heiliges Amt und warfen ihn mit Schnee. Da ergrimmte der Heilige im Zorn, wie weiland der Prophet Elisa und verbannte sie in jenen Teich.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862