<<< vorherige Sage | Vierte Abtheilung: Spukgeister- und Gespenstersagen | nächste Sage >>>

Die zur Buße vermahnenden Geister

  Frenzel, hist. natur. III. 1445. msc.

Der Teufel weiß sich zuweilen als ein Engel des Lichtes zu stellen, wie er denn in allen Stücken des Herrgottes Affe ist, daher auch etliche Gespenster die Menschen zur Buße und Besserung ihres Lebens ermahnen.

Anno 1602 am dreizehnten August, einem Dinstage, ist in Biesnitz an der Landeskrone dem Voigte auf dasigem Vorwerke, Namens Adam Heinrich, urplötzlich ein Mann in einem weißen glänzenden, enganliegenden Gewande erschienen und hat selbigen aufgefordert, die Leute zur Buße zu ermahnen, ihm auch noch eine weitere Mittheilung gemacht, welche er erst über vierzehn Tagen offenbaren solle.

Dieser Mann ist auch nachmals persönlich vor den Bürgermeister der Stadt Görlitz, Bartholomäus Scul tetus, gefordert, und in Gegewart des Rathes und des Pastor Primarius Martinus Moller über eine Offenbarung vernommen worden, die er in Betreff der damals üblichen kostbaren Halskragen von jenem Geiste erhalten habe: nämlich die Görlitzer sollten sich solch stolzer und üppiger Kleidertracht enthalten, sonst werde ihnen der Herrgott den Brodkorb höher hängen. Als nun diese Warnung öffentlich verkündigt worden war, da haben sich viele Leute in Görlitz sonderlich vom anderen Geschlechte der stolzen Halskrausen entäußert und schlichte Kräglein umgethan.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862