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Die tanzenden Steinmänner in Königshain

  Gräve S. 109. Mündlich.

Auf den Königshainer Bergen steigen in der Johannisnacht wunderliche Gestalten, vom Volke Steinmänner genannt, aus der Erde herauf, versammeln sich rings auf den Berggipfeln und springen dann von Stein zu Stein, bis sie alle auf der Platte des Todtensteins zusammen kommen und, paarweise gereiht, feierliche Tänze aufführen bis zum grauenden Morgen.

Wenn ein Mensch sie tanzen sieht, so bedeutet’s ihm und seiner ganzen Verwandtschaft den Tod.

Anmerkungen: Entweder eine Reminiscenz an die Opfertänze der Heiden oder eine Art Todtentanz. Der Schauplatz ist ein Heidenkirchhof. Der Name Steinmänner bedeutet nicht, daß sie von Stein sind, sondern zu den Göttersteinen der Königshainer Berge gehören. In vielen Gegenden kann man in der Johannisnacht auf dem Kirchhofe einen Leichenzug von allen denen sehen, die im Laufe des Jahres sterben. Hier ist der Schauplatz ein Heidenkirchhof und die Tänzer sind die Geister der dort begrabenen Heiden oder ihrer Priester.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862