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Der todte Junge bei Droskau

  N. L. Magazin 1839 S. 359.

Zwischen Laubnitz und Droskau im Sorauer Kreise hütete in einem Busche ein Junge die Kühe. Nach Weise der Hirten machte er sich ein Feuer an und legte sich auf die nicht weit davon entfernte Holzklafter. Der Junge schlief ein und das Feuer griff weiter um sich; es währte nicht lange, so stand die Klafter in Flammen und der Knabe verbrannte.

Seit dieser Zeit sieht man an jener Stelle oft ein helles Feuer auflodern; geht man näher hinzu, so ist es weg. Dann sagen die Leute: der todte Junge hat wieder gebrannt, was wird's nur zu bedeuten haben?

Anmerkung: Todter Junge und todter Mann sind sonst Bezeichnungen für den Holz- und Reiserhaufen, den die Leute nach altheidnischer Sitte (genannt „das Reiserlegen“) dort nach und nach errichten, wo einer umgekommen ist, indem jeder Vorübergehende einen Zweig dazu wirft. Ein solcher Haufen hat vielleicht einmal gebrannt und so diese Sage veranlaßt.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862