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Der gebannte und befreite Geist

  Sammlung von Schön No. 67. Msc.

Im sogenannten Grün-Erlicht bei Nieder-Neundorf hat man öfters in den Dreiwochen (Advent) ein Geschrei gehört, auch deutlich die Worte vernommen: „Hülfe, ach helft doch.“ Viele Leute sind mit Laternen und Stangen hinausgezogen, allein von der bald hier, bald da rufenden Stimme nur verirt worden.

Es haben aber einmal an derselben Stelle ein Paar Bauern Stöcke gerodet und sind dabei unter der Wurzel eines Stockes auf eine hohle Stelle gekommen. Da haben sie weiter gegraben und endlich einen hölzernen Kasten gefunden. Sie ziehen ihn heraus, öffnen ihn und finden darin ein Ei von der Größe eines Gänseeies. Jedoch, wie sie sichs betrachten, zerspringt mit einem Male das Ei und heraus fliegt ein Vogel mit dem Geschrei: „Ich bin befreit, ich bin befreit!“

Anmerkung: Bechstein (Thür. Sagen IV. S. 137) erwähnt eines Kobolds, der in einer Schachtel unter einem Birnbaume vergraben war.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862