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Eine Teufelsdohle besucht die oberlausitzischen Stände

  Gerber S. 394.

Als in Böhmen der dreißigjährige Krieg ausgebrochen war, hielten die lausitzer Stände eine Zusammenkunft zu Budissin, um zu berathen, wie sich in solchen Kriegsläuften das Land zu verhalten habe. Als sie so dasaßen und sich beriethen, klopfte es ans Fenster, und siehe da, eine Dohle sitzt da vor und pickt mit ihrem Schnabel an die Glasscheiben. Als man nun das Fenster geöffnet, ist das wunderliche Thier in das Zimmer gehüpft und hat ganz vernehmlich gekrächzt: „Ihr Herren, was machet ihr da?“ ist etliche Male im Zimmer auf- und abgegangen und endlich wieder zum Fenster hinaus geflogen. Die Herren sind gewaltig erschrocken und haben es gleich für eine böse Vorbedeutung genommen.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862