<<< vorherige Sage | Vierte Abtheilung: Spukgeister- und Gespenstersagen | nächste Sage >>>

Der schwarze Hund am Hopfenberge zu Rothwasser

  Nach Schön

Zwischen Rothwasser und Langenau liegt der sogenannte Hopfenberg; durch ihn führt ein schmaler, hohler Fußweg bis an den Tschirnefluß. Wenn der Fußgänger des Nachts in der zwölften Stunde diesen Weg passirt, so liegt zu gewissen Zeiten an der rechten Seite des Tschirneflusses, da wo der Steg hinüber führt, ein großer, schwarzer, zottiger Hund, der ihm den Weg streitig macht, indem er sich quer über den Weg legt und ihn mit großen feurigen Augen anglotzt. Nimmt der Wanderer jedoch den Stock in die linke Hand, so steht er auf, macht Platz und begleitet denselben auf der rechten Seite eine weite Strecke durch den Berg, jedoch mit matten, erloschenen Augen, langsam und wie widerstrebend. Auf der Höhe des Berges verschwindet er und Niemand sieht, wo er hingekommen ist.

Die Sage erzählt, es sei der Geist eines Bauern aus Langenau, der ein roher Kerl und Gotteslästerer gewesen, im Tode hätte er kaum er sterben können, und als die Grabebegleiter vom Kirchhofe zurückgekommen, habe er in leibhaftiger Gestalt zum Fenster heraus gesehen, und seitdem so entsetzlich im Hause gespukt und rumort, daß seine Hinterlassenen sich an den einäugigen Scharfrichter von Görlitz um Abhülfe wendeten. Der kam, citirte den Geist, verwandelte ihn in einen Hund und zauberte denselben schließlich in einen Sack, wobei er genöthigt war, den Widerspenstigen tüchtig mit seinem Stocke zu bearbeiten, trug ihn hinaus aufs Dorf und verbannte ihn schließlich an den Hopfenberg.

Anmerkungen: Vielleicht der einäugige Scharfrichter Kaspar, der Anno 1512 zu Görlitz lebte.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862