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Der schwarze Hund in Kamenz

  N. L. Magazin 1838 S. 128. 

Im Jahre 1570 starb der letzte katholische Bürgermeister zu Kamenz mit Namen Andreas Günther. Seine Seele ist verwünscht worden und er geht noch immer zu nächtlicher Weile in dem Klosterhofe um als ein schwarzer zottiger Hund und treibt auch als ein schwarzer Ziegenbock auf dem Hutberge sein Wesen. Selbst am Tage erscheint er in dieser Gestalt bisweilen. Badende Knaben sind von ihm erschreckt und verjagt worden.

Er war sehr reich und wollte doch seinen Reichthum den evangelischen Nach kommen nicht gönnen, sondern vergrub ihn in der St. Annenkirche. Dort liegt dieser Schatz, welcher 24,000, oder wie andere sagen 80,000 Dublonen betragen soll, noch ungehoben bis auf den heutigen Tag. Man weiß wohl, daß eine an dem einen Pfeiler der Kirche befindliche Figur die Stelle an deutet, wo der Schatz liegt: aber gerade der Arm, welcher darauf hinweiset, ist abgebrochen und so hat man ihn nicht auffinden können.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862