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Der feurige Pudel auf dem Löbauer Berge

  Nach Klar, die helle Sagenzelle, Löb. o. I S. 39. Grässe S. 492.

Vor langen Jahren stand am Fuße des Löbauer Berges tief im Gebüsche ein schmuckes Jägerhaus, welches ein gewisser Bischeber als Förster mit seiner Frau bewohnte. Derselbe war aber in der ganzen Umgegend gehaßt und gemieden, denn er war habsüchtig, grob und hart gegen jeden, der etwas mit ihm zu thun hatte. Seine arme Frau hatte es selbst sehr schlecht bei ihm und fand nicht einmal in seiner Abwesenheit zu Hause einen Trost, denn sie war kinderlos. Vorzüglich war aber sein Haß gegen seinen Schwiegervater, einen reichen Bauer in der Nachbarschaft, gerichtet, weil er sich einbildete, derselbe habe seiner Tochter zu wenig Mitgift gegeben.

Nun trug es sich zu, daß ein junger Bürger aus Löbau das Herz der zweiten Tochter jenes Bauern gewonnen hatte, und daß dieselbe ihm auch ihre Hand zusagte. Bald sollte die Hochzeit stattfinden und Bischeber's Schwiegervater rüstete sich nur noch, die Mitgift für seine Tochter herbei zu schaffen. Er hatte dazu 1000 Goldgulden bestimmt, die er in der Stadt irgendwo ausgeliehen hatte und jetzt zurück erhalten sollte. Er machte sich also eines schönen Morgens mit seinem Geschirre auf, um das Geld aus der Stadt zu holen, erhob es auch und lud es, nachdem er es zuvor in einen kupfernen Kessel gethan, auf seinen Wagen, und fuhr schon in der Dämmerung den ihm wohlbekannten Weg in sein heimathliches Dörfchen zurück.

Allein er sollte dasselbe nicht erreichen, denn der gottvergessene Jägersmann, welcher seines Schwiegervaters Vorhaben und den Tag, wo derselbe es auszuführen dachte, ausgekundschaftet hatte, lauerte ihm im Walde auf, sprang auf den Wagen, tödtete den Greis, bemächtigte sich des Kessels mit dem Golde und gab den Pferden einen Peitschenhieb, daß sie mit dem Leichnam auf dem wohlbekannten Wege bis vor sein Haus trabten. Der Mörder aber nahm den schweren Kessel, um ihn nach einem ihm wohlbekannten Felsenloche zu schleppen, wo er ihn sicher glaubte. Aber auf dem Wege dahin glitt er aus und fiel in den Sumpf. Der schwere Kessel drückte ihn herab und er erstickte elendiglich sammt seinem Raube.

Die unglückliche Familie ahnte wohl den Zusammenhang; Bischebers Wittwe verließ das Jägerhaus, das nun Niemand mehr beziehen wollte und das nach und nach in Trümmer fiel. Allein einige Zeit nachher erschien in der Dämmerstunde ein Licht am Fuße des Löbauer Berges, und ein Holzhauer erkannte einen feurigen Hund mit sprühenden Augen. Da sagten alle, die es hörten: Das ist Bischeber und sein Schatz, aber Niemand hat sich getraut, sich dem Hunde zu nähern oder den Schatz zu heben.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862