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Der schwarze Hund in Budissin

  N. L. Magazin 1838 S. 127. Ziehnert II. 233. Gräve S. 27. 

In Budissin vor dem Lauenthore, wo früher der Rabenstein stand, erhebt sich aus einer daselbst befindlichen Vertiefung um Mitternacht ein großer schwarzer, zottiger Hund, welcher zum Thore hinein bis zum Waisenhause seine Runde macht und wieder verschwindet, wo er hergekommen. Seine Erscheinung deutet allemal ein Feuerunglück an. Die Sage erzählt von ihm Folgendes:

Im 14. Jahrhundert, als die Lausitz noch Polen angehörte, lebte in Budissin ein reicher polnischer Graf, der war ein halber Heide, schund die Bauern und Bürger bis aufs Blut, und nannte sie nur immer seine Hunde.

Dafür hat ihn aber auch eines Tages der Teufel geholt; denn als er nach einem schwelgerischen Mahle zum Lauenthore hinaus ritt, fiel eine Feuerkugel vom Himmel und erschreckte das Pferd, daß es sich bäumte und den Reiter abwarf. Den nächsten Morgen fand man ihn mit schwarzem Gesichte und umgedrehtem Halse. Das Pferd ist wahrscheinlich im Dienst des Bösen gewesen und zur Hölle hinab gefahren. Der Graf aber ist seitdem verdammt zu jener nächtlichen Wanderung in Hundsgestalt. Ein aus dem vorigen Jahrhunderte stammendes Bänkelsängerlied gedenkt seiner in Folgendem:

Der schwarze Hund, den man hier schaut,
War böhm'scher Graf mit Haar und Haut,
Des Schicksals List macht ihn zum Hund,
Wauwau! bellt er bis diese Stund!

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862