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Die Jungfernberge bei Mocholz

  Mündlich.

Zwischen Rothenburg und Muskau wird die Einförmigkeit der Haide hier und da durch lang hingestreckte, meist von West nach Ost streichende Hügelreihen unterbrochen, die oft gar keinen Namen haben. Aber bei Mocholz heißen sie die Jungfernberge. Eine halbe Stunde vom Dorfe entfernt ziehen sich diese Berge wohl eine Stunde lang hin und haben eine Breite von etwa 400 Schritt.

In diesen Jungfernbergen wohnen drei wunderschöne Fräulein in einem unterirdischen Schlosse. Oft gehen sie am hellen Mittage Arm in Arm am Abhange des Hügels hin in dunkler Kleidung und mit trauriger Miene. Wenn man ihnen nachgeht, so verschwinden sie auf der Stelle. Doch ist es auch vorgekommen, daß sie diesen und jenen zum Mitkommen eingeladen. Weidende Hirtenbuben haben sie noch in jüngerer Zeit oft gesehen, aber die Jungfrauen gingen immer stumm vorüber und die Burschen waren immer zu erschrocken sie anzureden. Früher war das anders. Da verkehrten sie freundlich mit den Bewohnern des Dorfes, und letztere hatten es nicht schlecht dabei, denn Segen begleitete sie, wohin sie traten.

Ja, alte Leute erzählen, daß die drei Jungfern früher sogar in die Schänke zur Tanzmusik zu kommen und mit den Burschen des Dorfes zu tanzen pflegten. Aber sie blieben blos immer bis zu einer bestimmten Stunde da und entfernten sich dann pünktlich, um in ihren Berg zurückzugehen. Aber seit einmal ein verliebter Bauernbursch die jüngste und schönste von ihnen mit Gewalt zu zwingen versucht, über ihre Zeit zu bleiben, sind sie nicht wiedergekommen.

Anmerkungen: Zu den gewöhnlichen Zügen der Bergentrückung gesellt sich der sonst besonders von den Wasserfrauen berichtete Besuch der Tanzmusik – eine Zwittersage.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862