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Der Holzmann bei Kittlitz

  Gräve S. 134.

Geht man von Budissin auf der Löbauer Straße, so erblickt man unweit des Dorfes Kittlitz linker Hand ein Birkenwäldchen. In diesem begegnet man zu gewissen Zeiten einem langen abgehagerten Manne von verfallenem Gesichte mit kleinen stechenden Augen und auffallend spitzem Kinn, welcher mühsam unter einer schweren Reisighocke einher keucht. Wer ihn grüßt oder gar die gute Meinung hat, ihm seine Last zu erleichtern, dem hockt er auf, erschwert ihm den Weg, treibt allerlei Unfertigkeiten und entläßt endlich die auf diese Art von ihm Gequälten, nachdem er sie derb durchgeprügelt hat.

Der Gespenstige war nämlich in seinem Leben ein harter, unerbittlich strenger Holzförster, der die armen Holzlesenden grausam behandelte, und dessen Geist nunmehr bis zur Erlösung zum Herumirren verbannt ist. Von denjenigen, welche ihn grüßen, glaubt er, daß sie ihn kennen und mit seiner Strafe bekannt sind, und hält ihre angebotene Hülfe nur für Verhöhnung.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862