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Der gespenstische Rathsherr in Zittau

  Grässe S. 518.

Im Jahre 1709 starb zu Zittau Dr. J. Chr. Meyer, der in dem Eckhause zwischen dem Markte und der Kohlgasse gewohnt hat. Derselbe hatte sich bei Einführung der Accise viele Härten erlaubt; dafür hat ihm der Teufel den Hals umgedreht, wie man denn noch heute auf seinem Grabsteine in der Kreuzkirche Spuren von Teufelskrallen bemerkt. Jede Nacht um zwölf Uhr erhebt er sich aus seinem Grabe, und jagt auf einem schwarzen Wagen, gezogen von schwarzen Rossen, mit auf den Rücken gedrehtem Kopfe durch die Straßen der Stadt und wer ihn erblickt, der ist dem Tode verfallen. (Vgl. die Sage vom tollen Junker No. 143.)

Anmerkungen: Dergleichen Wagen fahren auch in Bremen (Wagenfeld, Bremens Volkss. Il. S. 25), Köln (Wolf, D. S. No. 205.), Zelsate (ebendas. No. 204.), Bruchsal (Schnetzler II.S. 409), Wössingen (Mome, Anz. d. Vorzeit 1839), in Görlitz (s. nächste Numer). Er heißt auch der Höllenwagen, die Höllenkutsche. Er soll das Gegenbild sein zum Himmelswagen, dem Bärengestirn (Iliad. 18, 487., Odyss. 5, 273.), altd. Wuodan's Wagen (Grimm, Mythol. S. 188), Karl-Wagen = Wagen des Herrn (Carol) in Schweden.

In der Legende ist's der Wagen des Elias. Grimm vergleicht dabei den Arcturus, der auch ein wilder Jäger war, ebenso Orion, der in der Unterwelt auf der Asphodeloswiese das Wild verfolgt (Odyss. 11.572) und mit dem Siriushunde (Iliad. 22. 29) die Plejaden (Odyss. 12. 62.) vor sich herjagt. Die Kopflosigkeit des wilden Jägers erinnert ihn an die Blindheit des Orion.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862