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Der Teufelsstein bei Stenker

  Sammlung von Schön No. 39.

Als der Böse noch leiblicher Weise sichtbarlich auf der Erde umher wandelte, um die Menschen zu versuchen, war er auch einst an der Grenze von Schlesien von einem Besuche bei seinem Freunde Rübezahl bis Stenker gekommen. Da däuchte es ihm, daß er sehr müde wäre, und er setzte sich um ein wenig auszuruhen auf einen Stein am Wege. Als er so dasaß und sich besah, gewahrte er zu seinem Schrecken, daß seine Kleidung in sehr üblem Zustande war. Er nahm daher Nadel und Zwirn zur Hand und flickte sich die zerrissenen Hosen wieder zusammen.

Wo der Teufel sitzt, da läßt er auch seine Spur zurück, und so geschah es denn, daß dem Steine die Nadel und der Zwirnknaul, welche er neben sich gelegt, und sogar die Füße, die er nach Art der Schneider untergeschlagen, eingedrückt blieben. In neuerer Zeit wollte ein Bauer den großen Stein zum Bauen verwenden und ließ ihn des halb sprengen; allein er konnte mit den Stücken nichts anfangen und mußte sie wieder auf die alte Stelle zurück bringen, wo sie noch liegen, wenn sie nicht Jemand verschleppt hat.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862