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Der Teufelsstein bei Königshain

  O. u. N. L. Chronik S. 84. Beschreibung von Königshain Msc. S. 75.

Der Teufelstein bei Königshain, einer der größten und höchsten Felsen des Gebirges, nordwestlich vom Hochstein im wilden Gebüsch, ist schwer zugänglich und daher von wenigen gekannt. Die oberste Platte zeigt mehrere von Menschenhand eingearbeitete Vertiefungen: einen Kessel und mehre Blutrinnen, am Abhange aber den sogenannten Teufelssitz; dort hat der Leibhaftige selber gesessen und seine Hosen geflickt, man sieht noch die Löcher, wo er Scheere, Elle und Zwirn liegen hatte.

Einmal hat sich ein Hirt in eine der Oeffnungen gesetzt und ist ein geschlafen. Wie er wieder aufstehen will, ist er eingeschlossen und kann nicht heraus.

Anmerkungen: Die christlichen Bekehrer konnten den Heiden den Glauben an ihre Götter nicht gänzlich nehmen, sondern ihn nur verdunkeln, in den Hintergrund drängen und die vorher zutraulichen Wesen zu Schreckgestalten machen. So wurde die christliche Lehre vom Teufel erfüllt mit einer Menge von ursprünglich getrennten Wesen höherer und niederer Ordnung, welche nun in denselben Namen des Teufels zusammenschmolzen und demselben ihre Attribute mitbrachten. Die Göttersteine wurden natürlich dadurch zu Teufelssteinen, Der spätere Humor des Mittelalters benutzte die Opferkessel u. s. w. zu vielfachen Deutungen, die für die mittelalterliche Auffassung des boshaften aber dummen, auslachenswerthen Teufels charakteristisch sind.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862