<<< vorherige Sage | Dritte Abtheilung: Teufelssagen | nächste Sage >>>

Der Teufelsgang an der großen Mühle bei Budissin

  Ziehnert III. S. 269. Gräve S. 124. Grässe S. 461.

Am Fuße des Proitschenberges, nahe am rechten Ufer der Spree, liegt die sogenannte große Mühle mit sechszehn Gängen. An ihrer Mauer oben, nicht weit unter dem Dachgesimse, sieht man eine Menge Blutflecke, von denen die Sage Folgendes erzählt:

Als die Mühle gebaut ward, traf der Bauherr mit dem Teufel eine Uebereinkunft, nach welcher der Teufel sich verpflichtete, dem Müller beim Baue zu helfen, der Müller aber dem Teufel das Privilegium einräumte, auf dem sechszehnten Gange Pferdeäpfel zu mahlen, und zwar, ohne daß ihn Jemand dabei stören sollte.

Als nun die Mühle mit Teufels Hülfe fertig war, schüttete der Müller auf fünfzehn Gänge Getraide und der Teufel auf seinen sechszehnten Gang Pferdeäpfel. So hatten sie es lange Zeit in gutem Frieden getrieben, bis der Müller einen neuen Knappen annahm, welcher ein vorwitziger und unfolgsamer Geselle war. Denn obgleich es ihm der Meister streng verboten, schüttete er dennoch auf den sechszehnten Gang Getraide und schmälerte das Recht des Teufels. Dieser aber mochte dies nicht leiden und ward zornig, faßte den Mühlknappen und warf ihn zur Strafe außen an die Mauer, so daß er alsbald todt blieb. Die Blutflecke aber, welche sein zerschmetterter Körper hinterließ, lassen sich durch nichts weg bringen.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862