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Die Teufelsschmiede bei Friedersdorf an der Spree

  Gräve, S. 61.

Geht man von Spremberg nach Friedersdorf, so zeigen sich linker Hand des Weges einige wild übereinander geworfene Felsstücke, welche unter dem Namen Teufelsschmiede bekannt sind. Folgendes meldet davon die Sage: Vor langer, langer Zeit lebte in Spremberg ein geschickter Huf- und Waffenschmied, welcher Tag und Nacht arbeitete, blos Sonntags ruhte und als ein frommer Christ ordentlich die Kirche besuchte. Eines Tages kam ein stattlicher Ritter aus Frankenland vor seine Schmiede geritten und bestellte bei ihm einen Harnisch, der bis zu einem bestimmten Tage und zur be stimmten Stunde fertig sein sollte. Der Schmied schlug ein und versprach den Harnisch pünktlich zur bestimmten Zeit zu liefern.

Ungesäumt machte er sich ans Werk; allein sonderbar, dem erfahrenen Manne, der schon so manchen Ritter mit Schild, Helm, Arm- und Beinschienen versorgt hatte, verunglückte Alles. Bald erloschen ihm die Kohlen, oder flammten allzu glühend, so daß Eisen und Stahl untauglich wurden, bald zerschellte ein Hammer, bald zerbrach ein Stemmeisen – kurz, es ver strich ein Tag nach dem andern, ohne daß er was rechtschaffenes zu fördern vermochte.

So verstrich die Frist, die ihm der Ritter gegeben, und ihm bangte vor seiner Ankunft. Was sollte er ihm sagen? womit sich entschuldigen?

Es war am Tage vor dem Ablauf der Frist. Da klopfte es um Mitternacht an's Thor, der Schmied öffnete, aber nicht der Ritter trat herein, sondern ein wandernder Schmiedeknecht, der den Meister höflich um ein Nachtquartier bat. Komm' nur herein, sagte der Schmied, ordentlich froh, daß es ein Handwerksgenosse war, dem er sein Mißgeschick klagen konnte. Der Fremde war ein struppiger Kerl mit unheimlichen Augen und hinkend wie manche Schmiede; aber er rühmte seine Geschicklichkeit und versprach dem Meister seine Hülfe. Den andern Morgen machte sich der Gesell an die Arbeit. Der Meister drückte den Blasebalg, die Funken stoben nur so, der Hammer flog mit einer wunderbaren Geschwindigkeit auf und ab und ehe der Abend graute, war die Rüstung fix und fertig. Des andern Tages kam der Ritter, lobte das Meisterstück und bezahlte es mit klingenden Goldstücken. Als nun auch der Fremde sich zum Abmarsch anschickte, fragte ihn der Meister nach seinem schuldigen Lohne. Aber der Gast wollte nichts nehmen und bat sich nur ein Blatt Papier mit seiner Namensunterschrift aus – zum An denken, wie er grinsend hinzufügte. Treuherzig entgegnete der Schmied, daß er leider keine Tinte im Hause habe. Thut nichts, war die Antwort, ein Ritzlein in die Haut und ein Tröpflein Blut thut's auch.

Da erschrak der Schmied. Der Gedanke an Hölle und Seligkeit durch bebte ihn. Nehmt all das Gold, rief er, im Namen Jesu, ich unterzeichne nicht! Kaum hatte der Meister den heiligen Namen ausgesprochen, da verwandelte sich der Gesell in einen großen Raben und flog schauderhaft krächzend durch den Schornstein von dannen. Der fromme Meister aber fiel auf seine Kniee und dankte Gott, daß er seine Seele gerettet.

Aber was geschieht? Binnen kurzer Zeit erhebt sich auf dem gegen überliegenden Berge eine neue Schmiede, zum Gründonnerstag wird sie fertig und schon Charfreitag schallen dröhnende Hammerschläge daraus hervor. Der neue Schmied aber war Niemand anders, als der wandernde Gesell. Sonntag und Werkeltag arbeitete nun also dort der Teufel und verstand seine Sache so gut, daß er dem frommen Schmied die sämmtliche Kundschaft verdarb, so daß er bald am Hungertuche nagte. Aber der fromme Mann widerstand allen Verlockungen. Da ward der Teufel wüthend, und unter furchtbarem Getöse zerstörte er eines Nachts die Teufelsschmiede, daß sie in tausend Stücke zertrümmerte. Die umherliegenden Steine heißen noch bis auf den heutigen Tag die Teufelsschmiede.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862