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Der Wettstein bei Marklissa

  Gräve, Volkssagen S. 186 und mündlich.

Nicht weit von Marklissa, in der Gegend des Zangenberges, sieht man einen schön geaderten Quarzfelsen, der heißt der Wettstein und die Marklissa'er wissen auch warum.

Es ist einmal ein Prediger in Marklissa gewesen, ein sehr gelehrter und weit gereister Mann, der besonders von der Natur und ihren Geheimnissen mehr gewußt hat, als sich mit seinem heiligen Amte zu vertragen schien. Der hat auch den Teufel citiren können und hat einmal mit ihm eine Wette gemacht: der Böse sollte nämlich jenen Stein, den der Pastor in einem fernen Lande irgendwo gesehen hatte, während des Gottesdienstes her beischaffen und vor Beendigung desselben vor die Kirchthüre setzen. Der Teufel hat's aber nicht gekonnt; denn als er mit dem Steine durch die Luft geflogen kam, hat er schon beim Zangenberge am Glockengeläute gehört, daß die Predigt zu Ende sei. Da hat er vor Aerger, wieder einmal von einem Menschen hintergangen worden zu sein, den Stein zur Erde geworfen.

Anmerkungen: Daß große Gelehrsamkeit, besonders naturwissenschaftliche, beim Volke Verdacht erweckt, bestätigen auch No. 99, No. 163., No. 153., No. 200, bes. No. 222.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862