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Das Teufelswehr bei Wehrau

  Gräve, Volkssagen S. 164.

Vor undenklichen Zeiten kam ein Mühlknappe, Namens Melchior Zange, von der Wanderschaft aus Welschland zurück und durchstreifte auch die Lausitz. Die Gegend gefiel ihm und er beschloß, sich hier nieder zu lassen.

Zwar hatte er kein Geld, aber er wußte Rath, denn in Welschland hatte er die schwarze Kunst gelernt. Er machte mit dem Teufel einen Pakt auf zehn Jahre und der Böse mußte ihm eine stattliche Mühle mit einem herrlichen Wehre errichten, und Garten, Ställe, Küchen und Keller aufs trefflichste einrichten. Melchior Zange lebte herrlich und in Freuden und ward der reichste Müller in der ganzen Lausitz. Aber als die zehn Jahre zu Ende gingen, betrog er doch den Teufel um seine Seele, denn kurz vorher that er Buße, beichtete seine Sünden und nahm die Kutte, und als die verhängnißvolle Stunde kam und der Teufel in der Mühle erschien, war mein Melchior nicht zu Hause, sondern lag betend auf seinen Knieen im Kloster. Da ergrimmte der Teufel und zerschmetterte die Mühle, und es blieb nichts davon übrig, als das Wehr.

Anmerkungen: Warum sich der Teufel mit den Müllern so viel zu schaffen macht, wird ersichtlich aus der mystischen Bedeutung ihres Geschäfts, sowie aus andern natürlichen Ursachen. Siehe Anmerkungen: zu No. 220., cf. No. 48. 49. Dazu kommt, daß der Teufel als Feind der Menschen und Liebhaber der Unfruchtbarkeit der natürliche Feind des Müllers ist, der als Producent des Menschen ernährenden Mehls Tod und Unfruchtbarkeit immer während heilt und hindert.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862