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Der Teufelsstein bei Kamenz

  O. u. N. L. Chronik. S. 84. 
  Preusker, I. S. 180.

Auf den Flurgrenzen von Biela, Zschorna (d. i. Schwarz und Weiß) und Bernbruch, eine Stunde nördlich von Kamenz, liegt ein zehn Ellen hoher, seltsam, fast froschartig gestalteter Granitblock, welcher längs der untern Seite eine kettenartige Vertiefung zeigt. Dicht daneben waren noch vor fünfzig Jahren tiefe Gruben, Erdkessel, Teufelsgruben genannt. In der Nähe hat man Urnen und alte Waffen (Kelts) gefunden – ohne Zweifel ein alter heidnischer Opferaltar. Die Sage erzählt von diesem Steine Folgendes:

Als die erste Kirche in Kamenz gebaut wurde, wollte der Teufel den Baumeister verführen, daß er diesen Fels zum Grundsteine nähme, und ver sprach denselben an Ort und Stelle zu schaffen. Er legte auch eine Kette darum und hob ihn in die Höhe, wovon noch jetzt der Eindruck zu sehen ist; aber er konnte ihn nicht vor Mitternacht bis hin schaffen, und als es zwölf Uhr schlug, ließ er den Stein aus Verdruß wieder fallen, so daß er noch jetzt ganz schief liegt, nach Biela zu hoch, nach Kamenz zu geneigt.

In den dabei befindlichen Teufelsgruben hat auch der Teufel zuweilen gekocht und man hat es in der Tiefe brodeln hören, wie wenn ein Hirsebrei kocht.

Einst haben Hirtenknaben aus Biela Steine hineingeworfen, aber da sind drei große schwarze Raben auf sie geflogen gekommen und haben sie und ihr Vieh mit Flügeln und Schnäbeln übel zerhackt und geschlagen, also daß sie mit knapper Noth sich haben ins Dorf retten können, und das Vieh hat lange Zeit statt Milch nur Blut gegeben. Da ist es lange verboten gewesen, das Vieh bei dem Steine zu hüten. Auch dem Bauer, der den Stein oben abgesprengt hat, ist es schlecht bekommen; denn er hat von Stund an keine Ruhe gehabt und keinen gesunden Tag mehr auf der Welt, und alle Bäder, die er besucht hat, haben ihn nicht heilen können.

Anmerkungen: Raben sind Odins - Vögel, später auch Teufelsvögel. Auch in dem benachbarten deutschen Basitz wurden Urnen und Waffen gefunden. Dort ist auch ein heiliger See mit einer Insel. Biela und Zschorna erinnern an den schwarzen und weißen Gott. Baslitz kommt von bos, Hollunder; eben so leicht aber von boh, Gott.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862