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Ein Gespenst dringt einem Fuhrmanne Geld auf

  Engelschall, Beschreibung der Exulanten- und Bergstadt Johanngeorgenstadt. Leipzig, 1723, S. 135.

Im Jahre 1719 fährt Abraham Friedrich einem Schmiede in Johanngeorgenstadt Kohlen ein. Da er nun Nachmittag um 1 Uhr wieder an die Meilerstätte kommt und den Schmiedegesellen, welcher ihm beim Aufladen helfen soll, nicht findet, im Gebüsch sich aber etwas bewegen sieht, so meint er, es sei der Gehilfe und ruft ihm daher zu, er solle sich herpacken und mit aufladen. Hierauf erschallt eine Stimme: „Jetzt gleich.“ Es kommt auch wirklich jemand und hilft ihm etliche Kübel Kohlen auf den Karren laden, also dass Friedrich nicht anders meint, er habe seinen Gesellen. Nachdem sich aber der Kohlenstaub ein wenig legt, sieht er an dessen Unterleib eine seltsame Gestalt, er stößt ihn daher von sich und spricht, er solle sich packen, seine Hülfe begehre er nicht.

Indem nun Friedrich weiter aufladet, kehrt der andere das Löschfässlein um und belegt es mit lauter neuem kurfürstlichen Gelde. Dabei begehrt er, weil Friedrich ein armer Mann sei, solle er´s nehmen, und so oft er etwas brauche, möge er wieder an diese Stätte kommen, da er ihm ein mehreres geben wolle. Darüber wurde Friedrich unwillig und stieß das Fass mit dem Gelde um, so dass letzteres über den ganzen Platz verstreut wurde. Der andere aber raffte es im Hui wieder in seinen Beutel und hielt es von neuem vor. Friedrich jedoch kehrte sich nicht daran und fuhr fort. Er musste aber seinen Gefährten noch ein gut Stück Weges bei sich haben. Derselbe hielt ihm immer den Beutel vor, schüttelte mit dem Gelde und wollte es ihm aufdringen, bis endlich Friedrich aus Ungeduld ihn garstig gescholten und mit der Peitsche darnach geschlagen. Da ging der andere seitwärts ins Holz und hinterließ einen solchen Dampf und Gestank, dass Friedrich zu ersticken meinte und auch in der Folge krank wurde.

Quellen: