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Der schwarze Mann zu Königswalde

  Lehmann, Histor. Schauplatz, S. 950.

Im Juli des Jahres 1696 wurden Hans Neuber, ein Köhler, und sein Weib Anna Katharina Metznerin, beide fromm und in friedlicher Ehe lebende Leute zu Königswalde auf der Amtsseite, von Gott mit einer jungen Tochter begnadet. Nachdem das Kind getauft, hat sich in der Nacht darauf ein langer schwarzer Mann, der aus der Stubenkammer hinein in die Stube gekommen, vor dem Bette der Frau eingefunden und hat sie angeredet: „Gib mir Dein Kind!“ Als sie sich aber dessen geweigert, ist er wieder hinausgegangen und hat das Schloss hinter sich zugeschlagen, dass es geschmettert.

Nach 14 Tagen kam etwas an den Laden, dass sie auch den Schatten am Fenster sehen konnte, und weil sie es für einen Hund gehalten, hat sie auf dasselbe gerufen: „Gehst du garstiges Aas!“ Worauf es den Fensterladen gewaltig zugeschlagen und weiter nichts unternommen. Die folgende Nacht hat es ihr Kind aus dem Bettchen gezogen, worauf sie es quer über dem Badewännchen auf dem Gesichte liegend wieder gefunden, welches darauf eine Nacht um die andere wiederholt worden.

An einem Sonnabend im August hat die Mutter zu Nacht das Kind kurz vorher gestillet und wieder hinaus in das Wännchen gelegt. Da träumte dem Vater, es hätte ein Kind einen Arm gebrochen, worüber er erschrocken aufgefahren, doch, weil er sich besonnen, es sei ja sein Kind nicht, welches er bei sich in der Kammer habe, ist er bald wieder einschlafen. Hierauf wurde ihm das Bette vom Leibe gezogen, worüber er auffuhr und nach dem Kinde schrie, welches sie leider aus dem Kisschen ganz bloß auf dem Gesichte liegend tot fanden.

Als nach dessen Beerdigung der Mann wieder an seine Arbeit im Kohlenhau gegangen und seines Bruders Weib des Nachts bis zu seiner Wiederkunft dazubleiben vermocht hatte, so hat sich zur Nacht zwischen 11 und 12 Uhr etwas an dem untern Bettbret angegeben, damit geknacket, ist endlich gar ins Bett gefallen, dass es ganz schwer geworden, und da sie ihre schlafende Schwägerin aufgeweckt, habe das Ungetüm gesagt: „Harre, ich will dir Deinen Rest schon geben!“ Womit es weggekommen, und hatte sie es ordentlich auf dem Stroh hingehen hören, und der Hund hatte es gemerkt und sehr gewinselt.

Quellen: