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Die Pest von Missen

Die Frau Kantor Kupsch erzählt, wie die Pest nach Missen gekommen war.

Zu Ende des vorigen Jahrhunderts fanden die Missener Bauern auf ihrem Felde einen sehr alten Mann, welcher unheimlich aussah. Der alte Mann sagte, er sei ganz schwach, denn er sei schon lange gegangen, die Bauern möchten ihn doch auf einen Wagen laden und mitnehmen, oder in das Dorf tragen. Die Bauern ließen ihn jedoch auf dem Felde liegen.

Da kam ein Bauer mit einer Fuhre Kienholz gefahren. Der alte Mann bat wieder: „Nehmt mich mit!“ Der Bauer hatte Mitleid, er schob den Kien etwas bei Seite und lud den Mann auf. Als er zu Hause angekommen war, machte er dem Greis ein Lager zurecht und legte ihn darauf. Da sprach der alte Mann: „Aus Dankbarkeit, dass du mich hierher gebracht hast, will ich dich vom Tode erretten. Ich bin der Vorbote der Pest; wenn du dein Leben und das der Deinen erhalten willst, so eile schnell fort aus Missen, ziehe in das freie Feld, in die Nähe des Fließes. Geh nicht eher in das Dorf zurück, als bis eine weiße Gans auf dem Fließe angeschwommen kommt.“

Nach kurzer Zeit fing das große Sterben in Missen an, denn die Pest war ausgebrochen. Da raffte der Bauer seine Sachen zusammen. Er und die Seinen zogen mit dem Vieh und Allem was sie fortbringen konnten, in das freie Feld. Dort mochte der Bauer viele Monate zugebracht haben, als mit einem Male im Fließe großes Wasser ward. Den anderen Tag kam eine weiße Gans angeschwommen. Da machte sich der Bauer mit den Seinen auf und zog wieder nach Missen. In Missen war unterdessen dreiviertel der Bewohner gestorben.

Der Fleck, wo der Bauer auf dem Felde gewohnt, heißt noch heutigen Tages die Bude.

Quellen: