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Ein Bursche erhält im Koblosee Prügel

  Straupitz 

An einem heissen Sommertage hüteten mehrere Bauern ihr Vieh in der Nähe des Koblosees: unter ihnen befand sich auch ein ganz junger Bursch, welcher Neigung verspürte, in dem See zu baden. Als er seine Absicht laut werden liess, suchten ihn die andern Bauern von seinem Vorhaben abzubringen, allein da er gut schwimmen und tauchen konnte, so blieb er bei seinem Entschlusse. Er entkleidete sich, sprang in den See und schwamm wohlgemuth darin umher.

Plötzlich verschwand er unter dem Wasser; er blieb so lange in der Tiefe, dass die Bauern eine grosse Angst erfasste, denn sie meinten, er sei ertrunken. Allein der Bursch kam nach einiger Zeit wieder zum Vorschein, aber in einem schrecklichen Zustande. Er war nämlich braun und blau geschlagen, überall wie mit Ruthen zerpeitscht: von dem ganzen Körper troff das Blut. Der Bursch konnte zwar nicht angeben wie das gekommen war, aber die Bauern wussten wohl, dass die Züchtigung die Rache des Kobolds war, welcher in dem See sein Wesen treibt, dafür, dass der Bauer in dem See zu baden gewagt hat.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880