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Die Nixen in den Branitzer Lachen - 2. Sage

  Branitz

Die Nixen, welche sich in den Branitzer Lachen aufzuhalten pflegten, suchten die Menschen zu verlocken, dass sich dieselben dem Wasser näherten; sie wussten nämlich den Menschen allerlei Blendwerk vorzumachen. Das haben auch einige Pferdehirten erfahren. Eines Tages nämlich sprang ein Hase vor ihnen auf: die Hirten machten sich daran, ihn zu fangen, denn es schien ihnen, als könne der Hase nicht recht fort, da er mit dem einen Beine lahmte. Allein immer, wenn sie sich ihm genähert hatten, so dass sie glaubten, sie könnten ihn schon fassen, entsprang der Hase wieder, näherte sich dabei aber der Lache immer mehr.

Endlich merkten die Hirten, dass es mit dem Hasen nicht seine Richtigkeit haben könne und standen von der Verfolgung ab. Da erhob sich in der Lache ein gewaltiges Prusten und Schnaufen, als wären Pferde hineingefallen und dem Ertrinken nahe. Die Hirten merkten aber jetzt, dass die Nixen sie nur versuchen wollten, und gingen deshalb nicht an das Wasser. Als sie wieder zu ihrer Heerde kamen, ergab sich denn auch, dass sie recht gehabt hatten, denn es fehlte keins von ihren Pferden, mithin konnte das Prusten und Schnauben in der Lache nur von den Nixen hergerührt haben.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880