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Die Sage vom Nix-Schloss

  Buschmühle (Straupitz)

Einst fuhr ein Bauer seine Kartoffeln in die Stadt, um sie daselbst zu verkaufen. Auf dem Markte gesellte sich ein Nix zu ihm, fragte nach dem Preise und ward endlich mit dem Bauer, welcher ihn nicht kannte, Handelseinig unter der Bedingung, dass derselbe die Kartoffeln nach seinem Hause fahre. Darauf ging der Bauer ein. Nun ging der Nix voran, der Bauer folgte ihm mit seinem Gespann. Der Bauer fuhr immer zu, bis es Abend wurde. Da kamen sie an den Koblosee; der Nix ging immer weiter, der Bauer folgte mit seinem Wagen und merkte auch in der Dunkelheit nichts davon, dass er in den See hineinfuhr.

Endlich gelangten Bauer und Nix an einen grossen, schönen Palast. Da befahl der Nix dem Bauer, er solle die Kartoffeln abladen. Als dieser mit der Arbeit fertig war, entliess ihn der Nix, gebot ihm aber, er solle beim Wegfahren weder sprechen noch sich umsehen, sonst werde es ihm nicht gut gehen. Der Bauer, welcher endlich merkte, dass hier nicht Alles richtig sei, versprach das auch. Er fuhr jedoch ruhig ab.

Schon hatte er mit den Pferden und dem Vordertheil des Wagens glücklich das Ufer erreicht, als er seine Neugier nicht mehr bezähmen konnte und sich umsah. Alsobald brach der Wagen mitten durch, das Hintertheil desselben verschwand im Wasser. Da merkte der Bauer, welcher Gefahr er dadurch, dass er sich nicht früher umgesehen hatte, entgangen war; hätte er es gethan, so wäre er seiner Neugier zum Opfer gefallen.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880