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Von der Pferdekeule in der Spinnte

  Gahlen

In Gahlen hielten die jungen Mädchen einst ihre Spinnte ab; sie waren lustig und guter Dinge, trieben allerhand Possen und schimpften dabei auf den Nachtjäger. Da ging, es war um elf Uhr, die Stubenthür auf und eine mächtige Pferdekeule flog herein. So oft sie diese wegschafften, so oft lag sie wieder da, bis sie endlich zum Pfarrer gingen, der sie verbannen sollte. Der Pfarrer sagte, das könne er nicht allein thun, da müssten noch mehrere Amtsbrüder zugegen sein. Den andern Tag liess er noch zwei Pfarrer kommen; alle drei sprachen nun ihre Sprüche über die Keule, dann wurden zwei Männer gedungen, welche dieselbe über die Grenze tragen sollten. Die Männer trugen die Keule denn auch unter furchtbarem Sturm über die Grenze, wo dieselbe verschwand.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880