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Des Knechts Pferdeviertel

  Forst 

Eines Abends hüteten mehrere Knechte auf der Grenze eines Dorfes nicht weit von Forst ihre Pferde. Ihnen erschien der Nachtjäger, zu Pferde, begleitet von bellenden Hunden. Einer der Knechte bellte, als der Nachtjäger mit seinem Gefolge vorüberzog, wie ein Hund. Nachdem der Zug vorüber war, weideten die Knechte wieder ruhig ihre Pferde. So mochte es etwa zwölf Uhr geworden sein, als plötzlich dem Knechte, welcher mitgebellt hatte, ein schwarzer Mann mit Pferdefleisch erschien. Der warf ihm das Viertel eines Pferdes zu und, sprach dabei: „Dies musst Du gemessen, dies gemessen auch die Hunde und Du hast mitgebellt wie ein Hund. Nach diesen Worten war der schwarze Mann verschwunden. Nun ritten die Knechte nach Hause, um zu schlafen. Als am andern Morgen der Knecht welchem der schwarze Mann erschienen war, erwachte, fand er das Pferdefleisch an seiner Seite. Das war nun so jeden Morgen, so oft er auch das Pferdeviertel wegwarf. Endlich wurde ihm gerathen, er solle einen Scharfrichter kommen lassen. Das that er denn auch. Der Scharfrichter liess sich Salz geben und bestreute damit den Fleck, wo das Pferdeviertel jeden Morgen neben dem Lager des Knechtes lag; da ist dasselbe verschwunden.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880