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Ein Kuhhirte sucht seine Heerde und sieht den Nachtjäger

  Krischow

Ein Bauernjunge aus Krischow war einst beim Hüten der Kühe eingeschlafen; bei seinem Erwachen war die ganze Heerde spurlos verschwunden. Betrübt ging er nach Hause und erzählte seinem Vater das Unglück, der aber schickte ihn wieder fort und verbot ihm das Haus, wenn er die Heerde nicht wiederbringen werde. Dem Jungen blieb nichts übrig, als seine Kühe zu suchen; er irrte den ganzen Tag vergeblich umher. Als es Nacht wurde, legte er sich im Walde nieder. Da sah er deutlich, wie dort, wo der Wald aufhörte und eine Fichtenschonung begann, der Nachtjäger in einem Wagen über die Wipfel der kleinen Fichten wegfuhr, ohne dass ein Bäumchen dadurch geschädigt wurde. Er bemerkte auch, dass auf dem Wagen rücklings der vormalige Inspector des Gutes, welcher sich erschossen hatte, lag und zwar so, dass er aus dem Wagen heraushing, den Kopf nach unten.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880