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Nachtjäger versperrt den Wald

  Ströbitz

Eines Nachts ging ein Mann von Sielow nach Ströbitz. Da sah er auf einmal einen Reiter in sausendem Galopp dahergesprengt kommen. Des Reiters Ross war schwarz wie die Nacht aus den Hufen und aus den Nüstern des Rosses sprühten Feuerfunken. Als der Mann diesen Reiter dahergesprengt kommen sah, erfasste ihn eine solche Angst, dass er vor Furcht kaum zu athmen wagte. Der Reiter aber sprengte an ihm vorüber in den Wald hinein. Er blickte dem Reiter nach: da sah er, wie derselbe in sausendem Galopp über die Wipfel der Bäume, welche sich vor ihm bis zur Erde niederbeugten, dahinstürmte. Sobald aber der Reiter über die Gipfel der Bäume dahingeritten war, richteten diese sich wieder empor.

Als der Reiter verschwunden war, kam der Mann wieder zu sich. Er wollte in den Wald hinein, dem Reiter nach, allein so oft er auch versuchte, in den Wald einzudringen, es gelang ihm nicht, denn stets stiess er auf irgend ein Hindernis. So mühte er sich vergebens ab bis zum Morgen.

Als es Tag geworden war sah er sich nach den Spuren um, welche das Ross hinterlassen hatte - allein vergeblich - er fand keine. Jetzt gelang es ihm endlich den Weg durch den Wald zu finden, und unbehelligt kam er zu Hause an.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880