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Vom Schatz der Ludki

  Forst

Ein Mädchen graste in einem Grunde mit der Sichel. Da geschah es, dass sich fortwährend ein feiner, seidener Faden um ihre Hände wickelte. Mehrere Male zerschnitt es denselben, aber immer wieder haftete er an der Hand und wickelte sich auf’s Neue auf. Da zerriss das Mädchen im Aerger den Faden und sprach: „Verfluchtes Ding.“ Alsobald hörte es ein lautes Poltern im Innern der Erde. Das aber hat, wie dem Mädchen später Jemand gesagt hat, dem sie Alles erzählte, von dem Schatz der Ludki hergerührt, welcher sich an dem Faden in die Höhe gewunden hatte. Derselbe ist schon ganz oben gewesen, bei den betreffenden Worten aber mit lautem Geräusch wieder in die Tiefe gesunken. Man weiss auch, dass der Schatz der Ludki in einer Glocke gelegen hat.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880