<<< vorherige Sage | Sagen aus der Provinz Sachsen | nächste Sage >>>

II. Koboldsage

Der Kobold spielt den Leuten gern einen Schabernack und zwar besonders den Arbeitern und Knechten des Bauers, auf dessen Gehöft er sich aufhält, wenn dieselben auf ihn nicht gut zu sprechen sind. So geschah es gar oft, dass bei einem Bauer, welcher den Kobold hatte, sich die Pferde des nachts von dem Halfter losrissen und auf dem Hofe herumjagten, denn man liess die Thür zum Stalle des Nachts der Hitze wegen offen stehen, da in dem Sommer die Hitze besonders gross war.

Wenn das geschah, so mussten die Knechte mitten in der Nacht heraus und die Pferde wieder in den Stall treiben. Das Allersonderbarste war aber, wenn die Knechte in den Stall kamen, um die Pferde wieder an den Halfter zu legen, dann standen dieselben da und frassen ihr Heu von der Raufe: sie hatten den Halfter um und niemand merkte, dass sie eben noch auf dem Hof herumgejagt waren.

Auch mit den Färsen ist in mancher Nacht gleiches geschehen. Die Knechte hatten ihren schweren Aerger darüber, dass ihnen der Kobold den Schabernack spielte – denn wer sollte das sonst gewesen sein? – und darum hüteten sie sich endlich, wieder von dem Kobold schlecht zu sprechen. Da ist des nachts Ruhe auf dem Gehöft gewesen.

Quelle: Autor: Rose, „Sagen aus der Provinz Sachsen“, Herausgeber: Edmund Veckenstedt, 1888, Verlag Alfred Dörffel, Leipzig