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Dieb wird durch verbrannte Kräuter offenbar

  Hoyerswerda

In Hoyerswerda hatte einst die Frau eines Fleischers für ihren Mann zu einer Reise auf das Land Alles zurecht gemacht. Sie hatte ihm auch Geld in die Rocktasche gesteckt, damit er dafür Vieh kaufe. Darauf holte sie ihn vom Schlachthause in die Stube. Als Mann und Frau in die Stube traten, fand es sich, dass das Geld gestohlen war.

Die Frau ging sogleich zu einer Scharfrichterfrau; man wusste nämlich, dass diese mehr konnte, als Brod essen. Die Frau gab ihr allerlei Kräuter an, welche sie auf dem Heerde verbrennen sollte. Sei dies geschehen, so müsse der, welcher das Geld gestohlen habe, es wiederbringen, selbst wenn Thür und Thor verschlossen wären. Die Frau des Fleischers ging nach Hause, verschloss alle Thüren und verbrannte darauf die betreffenden Kräuter.

Es währte auch nicht lange, so klopfte es heftig an die Thür. Die Frau öffnete jedoch nicht. Da kam ihre Magd über den Zaun gekrochen und brachte ihr das Geld: dieselbe sagte, sie habe das Geld gestohlen, müsse es jetzt aber zurückbringen.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880