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Das schwarze Haus auf dem Hexentanzplatz

  Glinzig

Ein Schneider hatte einmal gehört, die Hexen tanzten in der Walpurgisnacht auf einem bestimmten Berge. Er wollte den Tanz der Hexen gern mit ansehen, deshalb versteckte er sich an dem betreffenden Tage auf dem Berge.

Als es zwölf Uhr Nachts war, kamen die Hexen an. Die Einen ritten auf schwarzen Böcken, die andern auf Besen oder Ofengabeln. Der Schneider bemerkte, dass die Hexen ihre Kleidungsstücke verkehrt an hatten. Als sie versammelt waren, begannen sie zu tanzen.

Kaum war der Tanz beendet, so stieg plötzlich aus der Erde ein einstöckiges Haus auf, welches ganz schwarz angestrichen war. Die Hexen begaben sich sogleich in das Haus hinein. Der Schneider suchte zu erlauschen, was sie im Hause trieben, allein es war vergebens, er sah nichts, auch verstand er kein Wort von dem, was sie sprachen.

Nach einiger Zeit flogen die Hexen durch den Schornstein davon. Das Haus versank in demselben Augenblick wieder, in welchem es die letzte Hexe verlassen hatte.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880