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Mit Hexen unterwegs

  bei Senftenberg

Ein junger Bauer liebte ein Mädchen. Man sagte von seiner Geliebten, sie sei eine Hexe. Er wollte gern Gewissheit haben, ob das Gerede wahr sei oder nicht. Deshalb ging er am Walpurgisabend zu den Eltern seines Mädchens.

Nachdem er ein Weilchen dort war, stellte er sich, als sei er auf der Ofenbank eingeschlafen, liess sich später auch durch kein Rufen und Schütteln ermuntern. Bald darauf kamen noch mehr Frauen und Mädchen, welche auch Hexen waren. Die Hexen salbten sich, ergriffen Besenstiele, sagten einen Spruch her und fuhren davon.

Der junge Bauer machte ihnen Alles nach, nur sagte er den Spruch zuerst verkehrt her, so dass er bei seiner Fahrt durch die Esse überall anstiess. Als er aber den Spruch richtig gesagt hatte, ging es in sausender Eile davon. Unterwegs kamen ihm zwei Hexen entgegen, seine Geliebte und ihre Mutter, welche durch ihre Kunst von seinem Vorhaben wussten; sie riethen ihm ab, mitzufahren, da er sich nicht in ihre Zunft habe einschreiben lassen. Wenn er umkehre, so dürfe er unterwegs nicht sprechen, sonst gehe es ihm schlecht.

Der junge Bauer kehrte auch um. Auf der Heimfahrt aber vergass er, als sein Besenstiel plötzlich einen grossen Satz machte, das Verbot, und es entschlüpften ihm einige Schimpfworte. Sogleich lag er an der Erde. Nun musste er zu Fuss heimkehren. Nach langer Wanderung kam er wieder in die Heimath. Seit der Zeit mied er den Umgang mit seiner früheren Geliebten.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880