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Der Knecht bei dem das Buttern gelingt

  Ströbitz

Ein reicher Bauer hatte in der Haide Streu kehren lassen. Die Knechte fuhren den Wagen heim und gingen, nachdem sie die Pferde ausgespannt hatten, in das Haus. Einer jedoch von den Knechten kehrte nach einiger Zeit an den Wagen zurück. Da fand er eine Frau am Wagen beschäftigt, welche Streu in ein Säckchen steckte. Er merkte, dass die Frau eine Hexe sei, hieb ihr mit der Mistgabel über den Arm und nahm ihr das Säckchen ab. Die Hexe gab ihm den guten Rath, er solle nicht sagen, was er gesehen habe.

Mehrere Tage nach diesem Vorfalle sollten die Mägde buttern. Es gelang ihnen nicht, Butter zu bekommen, so viel sie auch arbeiteten, das Butterfass war und blieb bis oben hinan mit Schaum gefüllt. In ihrer Noth wandte sich die Bäuerin an den Knecht und fragte ihn, ob er helfen könne. Der Knecht meinte, er wolle dem Uebel abhelfen. Er machte sich mit dem Butterfass zu schaffen und steckte unvermerkt das Säckchen unter das Fass, darauf hiess er die Mägde wieder buttern. Es währte gar nicht lange, so füllte sich das Fass mit Butter. Die Bauerfrau merkte, dass der Knecht mit Hexen zu thun haben müsse.

Nach acht Tagen, als die Mägde beim Buttern wieder nur Schaum im Fasse hatten, sollte der Knecht auf’s Neue helfen. Diesmal merkte die Bauerfrau genau auf, als der Knecht sich mit dem Butterfass zu schaffen machte, was er treibe. Da sah sie, wie er ein Säckchen unter das Butterfass schob. Kaum war dies geschehen, so wurde die Milch zu Butter. Als der Knecht später das Säckchen wieder einstecken wollte, nahm es ihm die Frau ab und gab ihm dafür zehn Thaler. Fortan besass die Bäuerin ein Mittel, vermöge dessen sie jedes Mal sofort beim Buttern die gewünschte Butter erhielt.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880