Hexen im alten Alsdorf

Alsdorf war vor 150 Jahren ein Dörfchen, dessen 1000 Einwohner fleißig ihrem Tagwerk oblagen, darunter gar manche als Weber. Vom Hexenglauben der Alsdorfer Weber diese Sage:

Ein Weber ging am Abend zu seinem Nachbarn, der auch ein Weber war, damit er ihm helfe beim Aufziehen der Kette auf den Webstuhl. Unterwegs begegnete ihm ein altes Weib, das ihm freundlich auf die Schulter klopfte und sagte: „Ihr jott Och de Kett obtrecke!” Der Mann sagte: „Joe.” Wie er nun in das Haus des Nachbarn kam, wurde ihm unwohl. Als er wieder zu sich kam, machten beide die Kette fertig.

Er hatte kaum eine halbe Stunde gewebt, als die Kette riß und er sie wieder aufziehen mußte. Kaum hatte er wieder eine halbe Stunde gewebt, da rissen die Kettenfäden abermals. Nun setzte sich der Meister Nachbar an den Webstuhl. Nach einer halben Stunde riß auch ihm die Kette. Da sagte der Nachbar: „Dat legg an Uech selver.” Und er verließ das Haus. Die Kette riß immer wieder, und da der Weber müde war, ging er zu Bett. Er wurde blind. Als er von dieser Krankheit nach vier Jahren frei wurde, blieb er sieben Jahre lahm und starb.

Nach seinem Tode teilte seine Frau den Trauring und legte die eine Hälfte oben auf den Türbalken und die andere in eine Ritze unter die Türschwelle; denn sie dachte bei sich, nun kann kein Unheil mehr ins Haus hinein. Eines Tages kam das unheimliche Weib an die Türschwelle, machte die Tür auf, kam aber nicht herein. Da sagte die Hausfrau: „Kommt doch marr erenn!” Die Hexe entgegnete: „Dot dat wat övver de Dür on onger dr Dörpel legg, isch futt; da komm ich och erenn.” Da schrie die Hausfrau: „Du bes dat Hexewief, dat minne Mann behext hat!”

Ein junger Mann aus Alsdorf karessierte (war verliebt) an ein Mädchen, das hexen konnte, und auch deren Mutter konnte hexen. Als der Junge das merkte, ging er am Abend in das Haus und legte sich schlafen. Er schlief aber nicht, er wollte nur sehen, was die zwei machten. Da sagte die Mutter zu dem Mädchen: „Maag dat de Keel fut könnt. Et weed Zitt; wir mösse no dr Hexedanz op de Böcke.” Da kochte sie ein Ei und legte das dem Jungen in die Hand, aber er wurde nicht wach.

Nun nahmen sie einen Topf und rieben sich mit dem, was darin war, ein und sagten: „Schoorestee herus, övver Hegge on Züng bes op de Böcke no dr Hexedanz.” Da waren die zwei plötzlich verschwunden. Nun nahm der Freier das Töpfchen, rieb sich auch mit der Hexensalbe ein und sagte: „Schoorestee herus, övver Hegge on Züng bes op de Böcke no dr Hexedanz.„ Und fort war auch er. Das Mädchen erblickte ihn auf der Böckerheide sofort und sagte zur Mutter: „Modder, do steet minge Minsch!” Damit waren beide Frauen verschwunden, und der Freier stand da allein.

Quelle: Inhaltlich mitgeteilt von Heinrich Kempchen, Alsdorf; alsdorf-online.de