<<< zurück | Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen - Anhang | weiter >>>

Den Letzten hole der Teufel

  S. Greß a. a. O. S. 106 fg.

Bis zum J. 1642 hausten zu Uhlstedt die Herren von Kochberg, in diesem letztgenannten Jahre starb ihr Geschlecht auf folgende Weise aus. Der Ritter Georg Eckert von Kochberg war mit andern Rittern in Kahla zu einem Schmause gewesen und sie hatten dort weidlich gezecht, gespielt und sich lustig gemacht. Als es Abend ward, bestiegen sie, des edlen Weines voll, ihre Rosse, um in ihre Heimath zurückzukehren, und als sie lustig mit einander scherzend in die Nähe der sogenannten Barmse zwischen Kahla und Großeutersdorf gekommen waren, da rief einer der Ritter in frechem Uebermuth: „den Letzten hole der Teufel!“ Kaum waren die frevelhaften Worte heraus, so spornten Alle wie toll ihre Rosse, denn Keiner wollte der Letzte sein, nur der Ritter von Kochberg blieb etwas hinter den übrigen zurück. Wie er nun seinem Rosse wüthend die Sporen in die Weichen drückte, um seinen Kameraden vor zu kommen, scheute plötzlich dasselbe, stürzte in einen neben dem Wege befindlichen Graben und begrub seinen Reiter unter seinem Leibe, und als seine Kameraden auf seinen Schrei umkehrten und ihm aufhelfen wollten, fanden sie nur noch seinen zerschmetterten Leichnam, er selbst war bereits todt.

Quelle: Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 400; Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource (Version vom 1.8.2018)