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Der Schwarzkünstler Irmisch zu Tautenhain

  S. Eisel a. a. O. Nr. 574.

Tautenhain ist im 30jährigen (nach Andern im 7jährigen) Kriege von allen Dörfern in der Runde allein von den Soldaten verschont geblieben und dankte dies Niemand Anderem als dem in dem Eichhornschen Hause wohnenden alten Förster Irmisch (nach Andern dem alten Eichhorn). Wenn sich die Soldaten dem damals erst aus sieben Häusern bestehenden Dorfe näherten, erschien es ihnen, als ob der ganze Wald haushoch über einander liege und nirgends ein Zugang sei, es war aber Alles eitel Blendwerk. Auch Misthaufen hat Irmisch rund ums Dorf herum fahren lassen; da glaubten jene, es seien lauter Soldaten und keiner getraute sich näher zu kommen.

Wurde aber ins Dorf geschossen, so machte Irmisch, daß die Kugeln stets zurück und auf jene Seite flogen. Da haben denn die Feinde lange vergeblich vor Tautenhain gelegen, bis sie abzogen, auf den sogenannten Kriegswiesen aber, die davon den Namen haben, finden sich noch Schwedenhufeisen.

Nur Einer von Allen war einmal ins Dorf gekommen, es war ein Trompeter und wie er glücklich jenseits wieder heraus war, hielt er auf dem Eichberge und hat das Lied geblasen: „Nun danket alle Gott.“ Irmisch that ihm nichts, um ihm aber zu zeigen, daß es wohl in seiner Macht gelegen, schoß er hinaus und dem Blasenden das Mundstück gerade vor dem Munde weg.

Quelle: Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 353