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Der Riese Einheer zu Zwickau

  Aventinus L. IV. fol. 571. 
  Camerar. Horae subces. I. 82. fol. 414. 
  Schmidt Bd. II. S. 6.

In demselben Kriege, welchen Karl der Große gegen die Wenden führte und wo die Schwanhildis mit ihren Schwanfeldern demselben treulich diente, lebte zu Zwickau ein Riese, Namens Einheer (eigentlich hieß er Aenotherus), ein Schwabe, gebürtig aus dem Thurgau in der Schweiz.

Der wadete durch alle Gewässer und brauchte über keine Brücke zu gehen, so groß war er. Sein Pferd zog er am Schwanze nach und sprach allezeit: „Nun Gesell’, du mußt auch nach!“ Der machte auch den Krieg Karls gegen die Wenden mit und mähete die Leute wie Gras nieder, hing sie an seinen Spieß und trug sie so über der Achsel wie Hasen und Füchse.

Da er nun wieder heim kam und sein guter Geselle und Nachbar fragte, was er ausgemacht hätte und wie es ihm im Kriege ergangen sei? sagte er aus Unmuth und Zorn: „was soll ich von diesen Fröschleins sagen? ich trug ihrer sieben oder acht an dem Spieße über der Achsel und weiß gar nicht, was sie quacken; es ist der Mühe nicht werth, daß der Kaiser so viel Volk wider diese Kröten und Würmer zusammengebracht hat.“ Es flohen ihn aber alle Feinde und Wenden und meinten, er sei der lebendige Teufel.

Quelle: Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 4