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Der Wappenschild der Schönburge

  Novell. beh v. Dietrich. die rom. Sagen des Erzgebirges Bd. I. S. 33 sq.

In der letzten Schlacht, welche Karl der Große dem tapfern Sachsenfürsten Wittekind lieferte, kam er in einem Einzelgefecht sehr ins Gedränge, schon waren die meisten der Ritter seiner Umgebung gefallen, nur er allein widerstand noch mannhaft dem feindlichen Andrang. Plötzlich traf ein mit gewichtiger Hand geschleudertes Felsstück seinen Schild, derselbe zersprang und Karl hatte nur noch sein Schwert zur Vertheidigung. Da erhob sich aus dem Leichenhaufen, der rings um ihn aufgethürmt war, einer seiner gefallenen Getreuen und reichte ihm seinen Schild.

Kaum hatte er sich damit zu decken begonnen, als auch schon Hilfe nahte und die Schlacht sehr bald zu Gunsten der Christen endete. Noch vorher aber hatte der edle Frankenkönig seinen Retter in der Noth unter den Sterbenden und Verwundeten herausgefunden und ihn glücklicher Weise noch am Leben angetroffen. Er erkannte ihn als einen Schönburg.

Derselbe führte bis dahin nur ein einfaches Silberschild ohne Kleinod, da berührte Karl mit Ring-, Mittel- und Zeigefinger seiner Rechten die blutende Wunde seines Ritters und strich mit der Wunde reinem Blute zweimal über das silberfarbene, herzförmige, jetzt vom Geschosse des Feindes vielfach verletzte Wappenschild, so daß zwei rothe Streifen dasselbe zierten und sprach: „Schönburg, dies sei fortan Dein Zeichen, Dein Blut das Wappenkleinod Deines Hauses!“

Quelle: Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 494