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Der Kirchbau in Crottendorf

  Mündlich. Ziehnert Bd. III. S. 201. 
  Poetisch beh. v. Segnitz Bd. II. S. 73 sq.

Crottendorf, ein bedeutendes, zum Kreisamte Schwarzenberg gehöriges Dorf, welches besonders durch seine Marmorbrüche berühmt ist, soll seinen Namen von dem einst in der Heidenzeit hier verehrten Götzen Crodo erhalten haben – der in der Nähe des jetzigen Erbgerichts daselbst befindliche Felsen, der Liebenstein, wird als die Opferstätte desselben bezeichnet, – scheint aber noch eine ziemliche Zeit nach der Einführung des Christenthums seinem alten höllischen Besitzer sehr am Herzen gelegen zu haben. Denn als man daselbst eine Kirche bauen wollte, suchte er es auf jede Art zu verhindern und den Bau aufzuhalten. Darum riß er das Mauerwerk, was die Maurer den Tag über aufgeführt hatten, in der Nacht wieder ein und das zugehauene Bauholz und die herbeigeschafften Stämme schleppte er weit bis an das andere Ende des Dorfes, so daß am andern Morgen die Zimmerleute, statt in ihrer Arbeit fortfahren zu können, weiter nichts zu thun hatten, als das Gerüst wieder an seinen frühern Platz zurückzubringen.

Da ging einst ein frommer Priester in demselben Augenblicke vorüber, wo sie eben beschäftigt waren, den vom Teufel angerichteten Unfug wieder gut zu machen, der segnete das sämmtliche Holz und Baumaterial und nun mußte der Teufel dasselbe in Ruhe lassen, so daß der Bau bald vollendet war.

Quelle: Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 471