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Ein Gespenst verfolgt einen Mann bis in sein Haus

  Flader, Wiesenthälisches Ehrengedächtniß. Waldenb. 1719. 8. S. 97.

Im Jahre 1655 ging ein Fleischhauer aus Wiesenthal sehr früh bei Mondenschein nach dem benachbarten Elterlein. Als er aber eine halbe Meile zurückgelegt und auf einen freien Platz kam, trat ihm ein grausames Gespenst mit feuriger Zunge und Augen entgegen in Gestalt eines verrufen gewesenen Gebirgers, der Manchem auf dem Böhmischen Walde das Lebenslicht ausgeblasen, und verlegte ihm den Weg mit seiner Kette um den Leib, daran eitel Todtenköpfe hingen.

Der Fleischhauer erschrickt, betet und kehrt eilends nach Haus zurück. Da ihn denn das Ungethüm bis in seine Stube begleitet, sich auch daselbst vor ihn gestellt und ihn angesehen hat, bis die Wirthin aufstand und ein Licht anzündete, da es denn wieder verschwunden ist.

Quelle: Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 428