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Der Schwarzkünstler zu Geyer

  Lothar, Volkssagen und Märchen. Lpzg. 1820. 8. S. 69 sq.

Vor vielen Jahren ward zu Geyer ein Todtengräber gefangen genommen und in einen Thurm gesetzt, so daß er mit den Füßen die Erde nicht hat berühren können – man glaubte früher nämlich, daß Zauberer und Hexen, wenn sie die Erde nicht mehr berühren könnten, unschädlich würden, sperrte sie daher oft in eiserne Käfige ein –.

Er hatte seine Frau ermordet, ihren Mund mit schwarzen Beeren angestrichen, als sei sie an der Pest gestorben, alsdann ihr den Kopf abgeschnitten, das Herz aus der Brust genommen, verbrannt, solches auf die Straße ausgestreut und wer darüber gegangen, ist gestorben.

Seines Kindes Kopf hat er an die Feuermauer gehängt, so viele Tropfen Blutes von ihm gefallen, so viele Menschen sind gestorben. Dann hat er die sterbenden Leute auf’s Gesicht gelegt und ihr Sterben hat kein Ende genommen. Drei Ruthen hat dieser Mann ausgesteckt, eine nach Annaberg, die andere nach Schweinitz, die dritte nach Alterle (Elterlein?).

Zuletzt hat er erzählt, wie viel Glück er mit seiner Kunst in großen Städten gemacht habe. Er meinte, wenn er nur die Erde oder einen Kreuzweg oder eine Dachtraufe erreichen könnte, so wollte er sich schon die Freiheit verschaffen.

Quelle: Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 423