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Der Teufel verlockt zum Selbstmord

  Große Bd. II. S. 197 sq.

Der Teufel hat sich in Leipzig mehr als einmal in seiner natürlichen Gestalt sehen lassen, z. B. im Jahre 1635, wo er einen Soldaten seines gräßlichen Fluchens halber holen wollte.

Am 17. Juni des Jahres 1604 kam er auch zu dem Zieler des Thomasschießgrabens, Hieronymus Straßburger, begrüßte ihn als alten Bekannten und schlug ihm vor, sich zu hängen oder zu erstechen. Deshalb befestigte er selbst einen Strick an einem Balken und setzte zur größeren Bequemlichkeit für die gefährliche Expedition einen Lehnsessel darunter. Als nun Straßburger wenig Lust dazu bezeigte, so schlug er ihm vor, mit ihm über die Mauer zu springen und auf die Schloßwiese zu gehen, wo er ihn mit den schönen Früchten des daselbst stehenden Birnbaums tractiren wollte.

Allein da Jener auch hier nicht daran wollte, so verschwand er. David Büttner, Diaconus zu St. Thomas, der Beichtvater des Zielers, mußte aber alle seine Ueberredung aufbieten, um den vom Teufel Geplagten zu trösten.

Quelle: Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 362