<<< zurück | Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen - Band 1 | weiter >>>

Die weiße Frau in der Pfarrwohnung zu St. Thomas

  Mündlich.

Bei den Verfolgungen der Calvinistisch gesinnten Anhänger des bekannten Kanzlers Krell ward auch der Pastor Gundermann zu Leipzig am 15. Novbr. 1591 eingezogen und auf die Pleißenburg gebracht. Seine hochschwangere Frau sah, wie sich der Pöbel auf der Straße um ihn drängte und ihn mißhandelte. Dadurch ward sie tiefsinnig und erhing sich am 24. Januar 1592 in der Pfarrwohnung zu St. Thomas an einem Braten wender.

Seit dieser Zeit soll nun jedesmal, wenn der dasige Pfarrer sterben soll, zuvor eine weiße Frau sich in dem Hause sehen lassen; namentlich hat man dies in den Jahren 1736–50 bemerken wollen, wo mehrere Geistliche hinter einander starben.

Quelle: Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 353