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Der grobe Tisch zu Fichtenberg und die wunderbare Bettstelle zu Meißen

  Hormayr, Taschenb. f. d. vaterl. Gesch. Lpzg. 1838. 12. S. 257.

Als der gelehrte Augsburger, Philipp Hainhofer, zu Anfange des 17. Jahrhunderts nach Meißen kam und ihm das dortige Schloß gezeigt ward, da führte man ihn im obersten Stock in eine Kammer, wo eine große schwere geschnitzte Bettstelle stand, in der Herzog Friedrich (gewöhnlich sagt man Kurfürst Johann Friedrich in der Nacht vor der Mühlberger Schlacht) gelegen haben soll, und sagte ihm, diese bleibe nie an einem Orte stehen, sondern verrücke sich immer von selbst. Am Camine stand auch des Herzogs Friedrich Name von seiner eigenen Hand geschrieben.

Bei dieser Bettstelle erzählte man ihm, daß zu Fichtenberg, welches eine Meile von Oschatz gelegen sei (?) und denen von Taupadel gehöre, schon über 400 Jahre ein Tisch aus unbekanntem Holze stehe, und wenn man in diesen haue oder schneide, so verwachse die Stelle sogleich wieder, wer aber hineinhaue, der müsse noch dasselbe Jahr sterben.

Da hat sich einmal ein kecker Wagehals über Nacht darauf binden und in das Zimmer sperren lassen, ist aber in derselben also gemartert und gepeinigt worden, daß er am Morgen keinem Menschen mehr gleich gesehen, auch hat er auf der Erde und der Tisch auf ihm gelegen.

Es soll aber auf diesem Tische einst der heilige Bartholomäus geschunden worden sein.

Quelle: Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 272